Xylobionte Käfer – Zeigerarten für ein gesundes Ökosystem
Als xylobionte Käfer werden diejenigen Arten definiert, die sich während des überwiegenden Teils ihrer individuellen Lebensspanne am oder im Holz jeglicher Zustandsformen und Zerfallsstadien einschließlich der holzbewohnenden Pilze aufhalten. Die differenzierte Lebensweise sowie ihre hohe Artenzahl und empfindliche Reaktion auf Veränderungen im Lebensraum machen xylobionte Käfer zu einer Schlüsselgruppe für eine Reihe von Fragestellungen in Naturschutz und Landschaftsplanung. Zeigerarten für u.a. Zustandserfassungen von Wäldern, Parks, Gehölzsäumen, Streuobstbeständen, Hecken etc. und vor allem deren Verbundstrukturen.
Der Landschaftspflegeverband hat zwei xylobionte Käferarten, den Eremit (Osmoderma eremita, FFH-RL, Anhang II, IV) und den Hirschkäfer (Lucanus cervus, FFH-RL Anhang IV), als Zielart ausgewählt, um die Förderung von halboffenen Landschaften und die Strukturen an und in den Gewässern der Verbandskulisse voranzubringen und zu gleich die Populationen dieser seltenen Arten zu fördern.
Pflege von Kopfbäume an Fließgewässern- Unterschätzter Lebensraum und wichtige Ufersicherung
Kopfbäume prägen unser Landschaftsbild und sind ein wertvolles Kulturerzeugnis. Dabei beschränkt sich dieses Merkmal nicht auf eine bestimmte Baumart, sondern gibt vielmehr Auskunft über die Art des Pflegeschnittes. Während die Ruten der Bäume früher häufig als Flechtmaterial oder Brennholz verwendet wurden, bietet der Baum heute vielen Arten einen Lebensraum. Durch das auf „Kopf setzen“ entstehen Mulmhöhlen, in denen sich mehr als 400 Insektenarten wohl fühlen. Darunter ist auch eine Art, welche innerhalb des Projektes besonders gefördert werden soll: der Eremit (Osmoderma eremita, FFH-RL, Anhang II, IV). Während des Projektes werden nun auch immer wieder Mulmproben genommen, um weitere Vorkommen des gefährdeten Käfers in der Projektkulisse bestätigen zu können.



Durch die schnelle Durchwurzelung des Bodens tragen Kopfbäume einen großen Teil zur Ufersicherung bei, weshalb auch Neupflanzungen in das Projekt eingeplant wurden. Hierbei ist jedoch nicht nur der Baum, sondern auch das durch die Pflege entstandene Schnittgut wichtig. Dieses können die Gewässerunterhaltungsverbände (GUV) dann zur Neuanlage von Faschinen nutzen, welche sowohl dem Erosionsschutz als auch dem Artenschutz dienen. Hinter ihnen können sich Fische vor Fressfeinden wie dem Kormoran verstecken. Schnittgut, welches nicht in Faschinen genutzt wird, fließt dann in die Öffentlichkeitsarbeit ein, bei der Weidenflechtkurse angeboten werden. Um das Projekt noch nachhaltiger gestalten zu können, wird außerdem ein Kopfbaumkataster angelegt. Dieses kann auch nach dem Projekt weiter durch die GUVs betreut und Bestände eingepflegt werden.
Starkregen werden in Zukunft nicht nur in ihrer Menge, sondern auch der Intensität zunehmen, weshalb die Pflege der uns schützenden Uferränder immer mehr in den Vordergrund rückt. Aber auch der Schutz besonders „unsichtbarer“ Arten rückt aufgrund des Artensterbens immer mehr in den Fokus.
Das Projekt wird über EFRE-Mittel, der Heinz Sielmann Stiftung und der Stiftung Deutsche Landschaften finanziert.
Der Bewilligungszeitraum ist vom 01. Juli 2025 bis zum 31. Dezember 2028.


Hirschkäfer-Residenz Eisenach:
Biotopverbund zwischen den Natura 2000-Gebieten „Nordwestlicher Thüringer Wald“ und „Hörselberge“ zur Förderung der Hirschkäfer Population und deren Ausbreitung
Der Hirschkäfer Lucanus cervus ist stark gefährdet und kommt in Thüringen, im Gegensatz zu manch anderen Bundesländern, nur noch in wenigen, stark voneinander isolierten, Populationen vor. Der Hirschkäfer ist in unserer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft zum Kulturfolger geworden. Alt- und totholzreiche Streuobstwiesen und u.a. wärmebegünstigten Halboffenbereiche mit altem Gehölzbestand sind ein Ersatzlebensraum dieses imposanten Käfers geworden: Durch die Erhaltung und Pflege dieser bleibt auch ein Lebensraum für den Hirschkäfer erhalten, von dem aus sich die Art zukünftig wieder in nahe gelegene Wälder ausbreiten kann.

Im gesamten Fortpflanzungsverhalten kommt der Brutstätte eine zentrale Bedeutung zu, dabei ist die Vernetzung der Brutstätten eine Grundvoraussetzung. Die Hauptbrutstätten (Hirschkäferwiegen) der Hirschkäfer in Eisenach liegen in den Gärten des Süd- und Westviertels. Dies bringt aber auch große Gefahren mit sich. Viele Straßenopfer werden jährlich in Eisenach gezählt, auch sind sich sicherlich nicht alle Gartenbesitzer im Klaren, was sie bei Gartenarbeiten eventuell aus dem Boden graben.



Durch die umgesetzten Maßnahmen konnten neun Hirschkäferwiegen geschaffen, 384 Streuobstbäume geschnitten, 25 Obstbäume gepflanzt und eine knapp zwei ha große Waldweide mit Eseln etabliert werden. Die gezielte Öffentlichkeitsarbeit bewirkte eine Zunahmen von 150 % mehr Hirschkäfer Meldungen über die Meine Umwelt App.
Die UNESCO Welterberegion Warburg Hainich hat zu J. S. Bach, M. Luther, der Wildkatze noch eine weitere „Berühmtheit“, den Hirschkäfer dazu bekommen.
Der Bewilligungszeitraum war vom 10. Mai 2022 bis zum 31. Juli 2025.











